Montag, 12. März 2012

Vom Ateliertisch des Zeichners

Hier mal etwas frisch Gezeichnetes aus dem Atelier neben der Galerie im Gang
Gerald Narr "Kopf gestisch" Farbstift, März 2012

Gerald Narr "Kopf"  Feder, März 2012

Gerald Narr "Figur" Bister , März 2012

Mittwoch, 7. März 2012

Träumen mit Bildern - Ausstellung der Künstlergruppe umKunst

Seit heute ist die Ausstellung unter dem Titel "Träume" im Prenzlauer Kreiskrankenhaus zu sehen, am Nachmittag mit sensibler Trompeten-Musik, sowie Gesang von Martin K. und einer Rede von Ines Baumgartl von der Leitung des Hauses und den anwesenden Künstlerkollegen eröffnet. In einem nachfolgenden Rundgang im Erdgeschoss gaben die Träume-Maler  und -Zeichner im Gespräch vor Ihren Werken Auskunft über Geträumtes und Urgründe des Träumens. Zu sehen und zu erwerben sind die Arbeiten bis zum 30.Mai.

Ein Traum kommt ungerufen, versonnen, abseits vom lauten Getriebe schweift er umher und lässt sich nieder: am hellen Tag einfach ins Blaue hinein und während der Nacht im Kosmos des Schlafes.
Das Thema „Träume“ scheint wie gerufen für Künstler: Sie gelten schlechthin als die Tagträumer, die selbstvergessen auf Wolke sieben schweben, wo sie weltentrückt unvergleichliche Werke schaffen. In ihnen meint man dann die Taggespinste und Nachtgesichte der Träume dingfest und sicher verwahrt wie einen Schatz in der Schatulle.
Aber die 18 Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung vermögen mit ihren Bildern und Bildobjekten selbst wunderliche Traumwelten zu entwerfen, sie werden zu Findern und Erfindern geheimnisvoller Vorstellungen.
Eine lichte Ruhe schimmert in den Sehnsuchtslandschaften von Sybille Eckhorn und den idyllisch-strengen Ansichten von Hans-Otto Schmidt. Das Patagonien im Bild von Margrit Benthin strahlt in seiner farbenfrohen Bewegtheit übernatürlich. Aus den Gotlandträumen von Susanne Hoppe und den Keramiken von Tina Bach steigen beim Betrachten schemenhaft und unwirklich Gestalten, von denen man nicht weiß, ob sie Hirngespinste sind oder göttliche Imaginationen. Manche der dargestellten Landschaften können nur auf Traumpfaden begangen worden sein. Selbstvergessene Traumtänzer finden wir in ihnen jedoch nicht.
Die Frau im Feld von Christina Pohl hat sich vielleicht gerade ihren Wunsch von einem Hut so groß wie ein Wagenrad erfüllt – er schirmt im hell übersonnten Gefilde das Geheimnis des Träumens ab. Die Tänzerin von Bettina Mundry scheint zielstrebig zu arbeiten an ihrem Wunschtraum von den Brettern der Welt, auf denen sie sich bewegen will. Man vermisst zugleich schmerzlich den Ton, dem die im Bild festgehaltene Bewegung folgt. Matthias Schilling versucht  in seinen Aquarellen beinahe überirdische Klänge einzufangen, musikalische Akzente in malerische zu übersetzen.
Rhythmik ist auch in den sparsamen Strichen von Gerald Narr unverkennbar anwesend. Ein nächtliches Lied verfliegt wie der Schatten eines Traumes. Bizarre scharfkantige Gesellen bevölkern ein fantastisches Blau, das die Illusion eines Tauchgangs auf den Meeresgrund hervorruft. Immer ist hier die „Mitarbeit“ des Betrachters gefordert, der vielleicht den Anfang und den Schluss einer solchen Traumreise setzen wird. Freundlich empfangen diesen auch die Wasserwelten der Collagen von Christine Radecke. Stürmisch hingegen geht es zu, wenn ruhige Gewässer verlassen und neue unbekannte befahren werden. Waldemar Kepowicz und Bodo Neumüller lassen den Betrachter das Meer der Träume seetüchtig durchschiffen, lassen Vergangenheit und Zukunftsvisionen darauf schaukeln. Was bleibt, ist eine ungebändigte Sehnsucht nach Aufbruch in sagenhafte ferne Welten. Doch Seemannsgarn wird in dieser Ausstellung nicht gesponnen, sondern gleich an dem Stoff gewoben, aus dem die Träume sind. Rita Zepf hat daran mit ihren Arbeiten im wahrsten Sinne des Wortes mitgewirkt. Die mit der Maschine gestickten Bilder offenbaren sommerfrische und winterwarme Leichtigkeit. Birgit Uhlig schafft ein Gespinst aus Wolle und Weide und zitiert damit den Hauch einer Erinnerung an Märchen der Kindheit herbei. Diesen Traumfaden nimmt auch Heike Munser auf mit ihren heiteren Geschichten erzählenden Zeichnungen.  
Ob rätselhaft entrückt und zurückhaltend wie in den Zeichnungen von Klaus Schitthelm oder farbkräftig und klar strukturiert wie die Ölbilder von Gesine Storck – Traumbilder sind reich und vielgestaltig. Die Gedanken beim Betrachten können und dürfen schweifen, Anderswelten erreichen wie z.B. Christine Hubrig sie uns offenbart oder zurückkehren in die Flure dieses Krankenhauses.  Zwischen den hier ausgestellten Malereien, Grafiken, Collagen, keramischen und textilen Bildern kann der Besucher wie im Traum umhergehen, denn er ist eingeladen, die Lichtrisse und Dunkelspuren seiner eigenen Sehnsüchte, Wünsche und Vorstellungen zu entdecken. Mag sein, er findet ganz ungerufen das Wunderbare, den lang gehegten Schatz in der Schatulle.

Ines Baumgartl, Rede zur Ausstellungseröffnung „Träume“ der Künstlergruppe „umKunst“ im Prenzlauer Krankenhaus am 7.3.2012